1923-2013 (D)

Adrion, Alexander

(Gerhard Engelsleben)

Alexander Adrion wurde in Berlin geboren. Bereits mit zwölf Jahren wurde sein Interesse für die Zauberkunst geweckt, als ihm ein Klassenkamerad einen Verschwindegriff zeigte, den er von einem Onkel gelernt hatte. Mit 14 Jahren entdeckte er Conradi Horsters Zaubergeschäft in der Friedrichstrasse. Mit der Unterstützung Horsters studierte er in der Folge verschiedene Kunststücke ein. Als 16-Jähriger sah er Fredo Marvellis abendfüllendes Programm, worauf er sich intensiv mit Billardballmanipulationen auseinandersetzte.

1942 wurde er zum Wehrdienst einberufen. Nach Kriegsende und kurzer amerikanischer Gefangenschaft nahm er das Studium der Philosophie und Psychologie an der Universität Tübingen auf. Um seine prekäre finanzielle Lage etwas aufzubessern, zauberte er für Trinkgelder in Restaurants und Bars.

Nachdem er vom Kabarettisten Werner Finck ermutigt worden war, einen eigenen Präsentationsstil und ein Programm für ein gehobenes Publikum zu entwickeln, machte er Ende 1949 sein Hobby zum Beruf. Beim Debüt seines abendfüllenden Programms gehörte das Spiel mit den Billardbällen zu den Höhepunkten. Seine „Abende magischer Kammerkunst“ zeigte er - zunächst von einem Pianisten begleitet - in überschaubarem Rahmen in Kleintheatern, bei Kulturanlässen, Empfängen, Tagungen und Kongressen. Als Psychologe und Philosoph bevorzugte er als Publikum gebildete Zuschauer, die bereit waren, mitzuspielen und sich auf die Täuschung einzulassen. Sein Ziel war es stets, ohne Apparate im persönlichen Kontakt und Dialog mit dem Publikum eine magische Atmosphäre zu erzeugen und die Zuschauer zum Mitdenken und zum Staunen zu bringen. Als "philosophierender Zauberer“ verliess er sich auf die Kunst seiner Hände und die geistreiche Improvisation des Wortes und betrachtet Zauberei als ernst zu nehmende Kunstform.

1950 zog Alexander Adrion nach Köln und begann zahlreiche Reisen zu unternehmen. So besuchte er England, Algerien, Marokko, Frankreich, die Schweiz und Irland.

Anfang der Sechzigerjahre trat er als Deutscher Kulturbotschafter in Botschaften, Konsulaten und Kulturzentren in Italien, Griechenland, Spanien, Portugal, Belgien, Luxembourg, Holland und Frankreich auf.

Durch Bücher, Presseartikel, Interviews im Radio und Fernsehen, Vorträge zur Geschichte der Zauberkunst und öffentliche Ausstellungen brachte Alexander Adrion die Geschichte der Zauberkunst ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.

1985 zog er sich von der Bühne zurück und widmete sich seinen Interessen zur Geschichte der Magie und veröffentlichte eine Reihe von Büchern, die teilweise auch in andere Sprachen übersetzt wurden:

"Zauberei Zauberei" (1968),
"Die Memoiren des Robert Houdin. König der Zauberer" (1969),
"Mein altes Zauberbuch" (1979),
"Adrions Zauberkabinett zum Verwundern und Vorführen für jedermann" (1980),
"Die Kunst zu Zaubern: mit einer Sammlung der interessantesten Kunststücke zum Nutzen und Vergnügen für jedermann" (1981),
"Taschendiebe: der heimlichen Zunft auf die Finger geschaut" (1992),

"Zaubereien oder das Spiel mit dem Schein" (1994).